Sie fahren 500 Meter durchs Wohngebiet zur Kita. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h brauchen Sie 36 Sekunden. Natürlich nur theoretisch, weil Sie mit 50 nicht um die Kurven brettern und das Müllauto vor Ihnen auch noch nicht einberechnet ist.
Wie lange brauchen Sie, wenn das eine 30er-Zone ist? 60 Sekunden.
Eine Kurzstrecke mit Tempo 30 kostet sie also nur wenige Sekunden mehr, als wenn Sie 50 fahren dürften.
Und trotzdem erregt das Thema Tempolimit vor allem bei der Autofahrerlobby in Deutschland regelmäßig die Gemüter: Weil es gefühlt die Freiheit beim Fahren einschränkt.
Verkehrsministerium plant Erleichterungen für 30er-Zonen
Aktuell wird im Verkehrsministerium an einem Gesetzentwurf gearbeitet, der Städten und Gemeinden mehr Handlungsspielraum bei der Einrichtung von 30er-Zonen erlaubt. Bisher ist es so: Die Zone darf keine Hauptverkehrsstraße, Bundes- oder Landesstraße umfassen, und es muss stets ein konkreter Grund vorliegen.
90 Prozent weniger Verkehrstote seit den 1970er Jahren
Die erste Tempo-30-Zone Deutschlands wurde vor 40 Jahren, im Herbst 1983, in Buxtehude eingeführt. Mittlerweile sind derartige Geschwindigkeitsregelungen in Wohngebieten beinahe normal. Und sie tragen sicherlich ihren Teil dazu bei, dass sich die Zahl der Verkehrstoten von 21330 im Jahr 1970 auf 2790 im Jahr 2022 massiv verkleinert hat.
Was bringt Tempo 30 wirklich?
Neue Studien zu den tatsächlichen Effekten von Tempo 30 liefern gemischte Ergebnisse.
Negativ ist:
- Dass sich zu wenige Fahrer daranhalten und oft nur halbherzig das Tempo reduzieren
- Dass viele Fahrer sich Ausweichstrecken suchen
- Dass kaum jemand wegen Tempo 30 sein Auto stehen lässt und auf Rad oder Bus umsteigt
- Dass die Schadstoffbelastung kaum sinkt
Positiv ist:
- Dass Busse in Tempo-30-Zonen nicht, wie befürchtet, ausgebremst werden, sondern genauso schnell durchkommen.
- Dass sich die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht: Der Bremsweg ist bei Tempo 50 fast dreimal so lang wie bei Tempo 30.
- Dass es ruhiger wird, die Lärmbelastung durch Verkehr sinkt nachgewiesenermaßen.
Bitte bleiben Sie entspannt
Wenn jetzt weitreichende Maßnahmen für Geschwindigkeitsbegrenzungen politisch diskutiert werden, dürfen wir ganz entspannt bleiben.
- Weil es letztlich der Verkehrssicherheit aller Beteiligten nützt
- Weil der reale Zeitverlust aufgrund von Tempo 30 in der Regel sehr gering ist
- Weil es sicherlich seine Zeit dauert, bis Gesetzesänderungen, die neue Einschränkungen bringen könnten, tatsächlich umgesetzt werden
Was ich Ihnen rate: Fahren Sie vernünftig, behalten Sie die Geschwindigkeitsvorschriften im Blick und halten Sie sich dran. Und wenn Ihnen trotzdem ein Malheur passiert, helfe ich Ihnen gerne.